Focus Online Narren erobern die Charts
Eigentlich ist es ganz einfach: Eine eingängige Melodie. Ein Text, der einem auch bei zwei Promille noch halbwegs über die Lippen kommt. Und am besten noch ein gut gelauntes „Schalala“ dazu. Fertig ist der Soundtrack für jede Karnevalsparty.

Kurz vor Weiberfastnacht stimmen sich die Jecken musikalisch schon mal ein. „Wir sehen immer wieder, dass bestimmte Songs jedes Jahr zur Karnevalszeit in die Charts einsteigen. Das ist ähnlich wie bei Weihnachtsliedern“, sagt Hans Schmucker von der GfK Entertainment. Die Marktforscher ermitteln die offiziellen Musikcharts und kennen ihre Pappnasen-Pappenheimer: Markus Becker, DJ Ötzi oder Brings.

Ohrwürmer wie „Das rote Pferd“ und „Superjeilezick“ stürmen alle Jahre wieder zur Karnevalszeit in die Hitparade. Bestes Beispiel: der Schunkel-Schlager „Schenk mir dein Herz“ der Kölner Kultband Höhner. Seit seiner Veröffentlichung 2009 tauchte er bislang zu jeder Karnevalssession in den Top 100 auf.

In diesem Jahr erobert ein frischer Partyhit die närrischen Charts. Stimmungssänger Tobee aus Kuchen in Baden-Württemberg, seit Jahren feste Größe im Bierkönigam Ballermann, landete in dieser Woche mit „Jetzt ist der Teufel los“ überraschend auf Platz sieben.

„Ich bin jetzt seit zehn Jahren im Partybereich unterwegs. Mit so einem Genre einen Top-Ten-Hit zu landen, haben noch nicht viele geschafft und ist ein Hammergefühl“, sagt der 29-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Tobias Riether heißt und aktuell Stuttgarter Stadtprinz ist.

Ein Party-Schlager, der sich so weit oben in den Single-Charts platziert, ist laut GfK in der Tat selten. Der Karnevalsklassiker „Die Karawane zieht weiter“ schaffte es bis auf Platz 12, „Viva Colonia“ auf Platz 20 und „Die Hände zum Himmel“ auf Rang 69.

Absolute Abräumer der vergangenen Jahre waren Helene Fischers  „Atemlos“ und DJ Ötzis Nummer-Eins-Hit „Ein Stern (der deinen Namen trägt)“ aus dem Jahr 2007. Er war satte 107 Wochen in den Top 100 vertreten und wird wohl auch in diesem Jahr auf keiner Karnevalsparty fehlen.

„Die Strophen sind im Dreivierteltakt gehalten, damit die Leute mitschunkeln können. Und im Refrain geht’s dann richtig ab. Das passt perfekt zu Karneval“, erklärt Tobee seine aktuelle Single. Und weil sie – wie die meisten Gute-Laune-Songs – zu vielen Anlässen gespielt werden kann, hat er auch gleich 300 verschiedene Varianten produziert: zum Geburtstag, Abi oder Schützenfest.

Nur die Aschermittwochs-Version sucht man vergebens. Aber da ist eingefleischten Jecken ohnehin nicht zum Schunkeln zumute.